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  • AutorenbildSara Lier

Eine spannende Fotoausstellung in der Cordoaria Nacional in Belém

Eduardo Gageiro ist einer der wichtigsten Fotografen und Fotojournalisten Portugal, weltberühmt wurden viele seiner Aufnahmen, die der während der Nelkenrevolution am 25. April 1974 in Lissabon geschossen hat. Er war live dabei, wie die revolutionären Streitkräfte vom Terreiro do Paço (wo unsere 3,5-stündige Stadtführung endet) zum Largo do Carmo (wo wir bei unseren Stadtführungen das ehemalige Karmelitenkloster bewundern) zogen und wie der gestürzte Diktator Marcelo Caetano aus der Polizeikaserne im ehemaligen Karmelitenkloster gezerrt wurde.


Bilder vom 25. April 1974

Diese damals entstandenen Bilder erzeugen bis heute bei vielen Portugiesen Gänsehaut. Nun sind sie zu Ehren des fünfzigjährigen Jubiläums der Nelkenrevolution in einer tollen Fotoausstellung zu sehen. Sie befindet sich im Ostturm der Cordoaria Nacional am Tejoufer in Belém.

Allein das Gebäude ist einen Besuch wert: Die einstige nationale Seilmacherei wurde ab 1771 im Auftrag des Marquês de Pombal gebaut, um hier die Taue, Kordeln und Schiffsseile für die Portugiesische Marine und für die Handelsschifffahrt zu produzieren. Das erklärt auch die Länge des Gebäudes, es ist fast 400 Meter lang. Die Produktion wurde erst 1998 endgültig eingestellt, seit dem dient das längste Bauwerk Portugals immer wieder für interessante Ausstellungen oder Veranstaltungen. Der Ostturm wird von der Stadtverwaltung Lissabon als Galeria Municipal genutzt.


Und in dieser sind nun seit Ende Januar im Rahmen der Exposition "Factum" etwa 170 Fotografien des 1935 in Sacavém geborenen Eduardo Gageiro ausgestellt. Die Zeitspanne reicht von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart. Neben den berühmten Bildern, die er am 25. April 1974 schoss, gibt es eine sehenswerte Fotostrecke zum Thema Emigration: Wer während der Diktatur des "Estado Novo" bessere Lebensbedingungen suchte - oder vor dem Militärdienst in den Kolonialkriegen oder den politischen Repressionen fliehen wollte, emigrierte, oft nach Frankreich, Deutschland oder in die Schweiz. In den Gesichtern der Auswanderer ist das Heimweh bereits zu sehen.


Eusebio, Benfica 1972

Apropos Porträits: Im Obergeschoss sind offizielle, aber auch inoffizielle Bilder von Persönlichkeiten aus der Politik, Kultur, Sport oder Gesellschaft zu sehen, oft in ungewöhnlichen Momenten geknipst.

Weitere Themen sind zum Beispiel der Bau der Brücke des 25. Aprils (damals noch Salazar-Brücke) und andere Bauwerke, Religiosität, Alltagssituationen in der Alfama, Stierkampf oder Papstbesuche.


Die Ausstellung lohnt unbedingt einen Besuch, sie ist noch bis zum 5. Mai 2024 zu besichtigen, dienstags bis sonntags von 10 bis 13 und von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Die Cordoaria Nacional in Belém

Und wenn ihr mehr über den Marquês de Pombal, die Zeit der Diktatur, die Nelkenrevolution oder über aktuelle Themen erfahren möchtet, besucht uns gerne auf einer unserer deutschsprachigen Stadtführungen durch Lissabon!

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